Das ist doch bearbeitet!

Immer wieder wird man als Fotograf mit der Frage konfrontiert: "Ist das bearbeitet?"
Die Antwort ist natürlich - JA!
JEDES Bild im digitalen Zeitalter ist "bearbeitet"! (Dazu aber gleich noch mehr).
Dem Betrachter scheint das Bild zwar zu gefallen, allerdings schwingt dann im selben Moment immer eine gewisse Skepsis mit. "So sah das doch nicht aus! Was mit dem PC nicht alles möglich ist! Da kenn ich mich nicht aus!" 
Und wenn man in, egal welchen, Hochglanzmagazinen blättert scheint es ja zu stimmen.
Meines Erachtens gibt es da aber noch eine massive begriffliche Verwechslung.
Es ist einfach ein großer Unterschied zwischen "Bearbeitung" und "Manipulation".

Wenn man sich dem Thema Bildbearbeitung einmal wirklich tiefer gehend widmet wird schnell klar dass es keine unbearbeiteten Bilder mehr gibt. 
Das hat allerdings schon mal Grundsätzlich etwas mit der modernen Kameratechnik zu tun.
Jetzt geht es etwas ins Detail, aber ohne dieses Basiswissen gehört man leider der Fraktion "Da kenn ich mich nicht aus!"an.
Licht fällt durch ein Objektiv auf einen Sensor. 
Die meisten Sensoren in Digitalkameras sind CCD oder CMOS Sensoren, wär sich für die physikalischen Vorgänge innerhalb des Sensors interessiert klickt hier.
Und ab jetzt gibt es zwei Möglichkeiten wie ich diese Daten des Sensors auf meine Speicherkarte bekomme.

Nummer 1:
Ich überlasse der Kamera die Komprimierung und Interpretation der Daten die aus dem Sensor kommen und lasse sie von der Kamera in ein JPEG Format konvertieren und auf der Speicherkarte ablegen.
Somit ist das Bild offiziell "bearbeitet", Glückwunsch! Nichts mitbekommen? Kein Wunder, dass geht auch schnell, sehr schnell sogar, im Schnitt unter einer halben Sekunde.
Natürlich produzieren alle Kamerahesteller ihre eigenen Bildwandler, so das ein und das selbe Bild auf verschieden Modellen natürlich auch immer unterschiedlich aussieht. Ganz zu schweigen von diversen Einstellungen die den Bildeindruck verändern, in schwarz/weiß umwandeln oder gar ein HDR produzieren. Der Spruch "So kam es aus der Kamera!" ist also so Aussagekräftig wie das Cover eines Buches. 

Nummer 2:
Ich lasse die Daten aus dem Sensor weitestgehend unberührt, die Kamera erstellt mir dann ein sogenanntes RAW Image.  Dieses RAW Bild ist dann also ein digitales Negativ.
Es hat den Vorteil das wesentlich mehr Informationen für z.B. dunkle Bildbereiche gespeichert werden. 
Der Dynamikumfang ist also wesentlich höher.
Nachteile sind unter anderem die größe der Datei und das ein spezieller Umwandler/Entwickler notwendig ist um z.B. JPEG zu erzeugen, da die Datei sonst kaum von irgend einer Software gelesen werden kann.
Ein anderer "Nachteil" ist der, dass das Bild in der Regel extrem Flau aussieht.
Somit ist man quasi gezwungen Kontrast, Farbe,Schärfe etc. anzupassen, also zu bearbeiten.
Die aufwendigere Methode, aber auch die bessere, ist also die über den "Umweg" der RAW- Entwicklung auf dem heimischen Computer.

Es gibt natürlich unfassbar viele Möglichkeiten mit dem auf dem Pc gelandeten Bildmaterial umzugehen bzw .es zu bearbeiten oder zu Manipulieren. Ist der Nutzer mit der Materie vertraut und kennt sich mit Photoshop etc. gut aus, wird es einem Leihen niemals gelingen Fehler oder Manipulationen festzustellen zu können. Auch als erfahrener Hobbyfotograf mit jahrelanger Photoshop Erfahrung ist man nicht selten verblüfft welches Potenzial dieses Programm preisgibt schaut man richtigen Cracks über die Schulter.
Man kann sich in den interstellaren Raum diskutieren und wird kaum eine Grenze setzen können, bis wann ein Bild noch als "Bild" durchgeht oder wann es zu einem digitalen Gemälde geworden ist.
Für mich entscheidend ist immer ein "realistischer Visueller Eindruck", der wiederum höchst subjektiv ist.
Ein Foto ist meiner Meinung nach nie ein Abbild der Wirklichkeit.
Das menschliche Auge ist in der Lage einen Dynamikumfang darzustellen den keine Kamera beherrschen wird bzw, kann. Wir sind also in der Lage fast direkt in die untergehende Sonne zu schauen und erkennen trotzdem noch alle Details in Umgebung. Eine Kamera kann das nicht (HDR mal dahingestellt). Ich beschränke das Bild mit dem Ausschnitt, ich entscheide was ich auf das Bild haben möchte und was nicht, das kann ich nutzen um den Betrachter zu lenken, oder ihn zu Manipulieren. Hier sind nur mal 2 Beispiele aufgeführt. Wer sich dem Thema intensiver widmen will dem sei folgendes Buch empfohlen. Klick!
Um es einfach mal auf das wesentliche zu bringen.
Sehe ich ein Bild gerne an, dann gefällt es mir oder fasziniert mich - reicht!

Irgendwie komm ich an keinem Holzstapel mehr vorbei ohne ein Foto zu machen...
Ist übrigens bearbeitet.
Copyright by Manuel Schmidt



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